Tartu – das „alte“ Dorpat – überraschend jung und frisch

Die erste Überraschung war unser Übernachtungsplatz. Wir hatten gelesen, das hier befindliche Estnische Nationalmuseum sei vor kurzem in ein ganz neues modernes Gebäude am Stadtrand umgezogen. Die dort zu Recht vermuteten großen Parkplätze fanden wir zum Übernachten aber zu ungemütlich. Doch direkt neben dem futuristischen Museumsbau liegen frei zugängliche große betonierte Freiflächen mit böschungsgesäumten Nischen – Teile des ehemaligen sowjetischen Militärflugplatzes Raadi, auf dessen Startbahn auch das Museum errichtet wurde. Ein geschichts- und symbolträchtiger Ort! Und unser Platz war gefunden.

Nach Einbruch der Dunkelheit strahlt das Museumsgebäude in ganz besonders bezauberndem Licht, eigentlich noch beeindruckender als bei Tag.

Auch innen ist das Estnische Nationalmuseum großartig. Fantastische moderne Architektur, …

dazu die Präsentation der Estnischen Geschichte frisch und packend anhand vieler ansprechender und interessanter Exponate, Film- und Bilddokumente. Die Erklärtexte befinden sich auf E-ink-Bildschirmen (wie bei einem Ebook-Reader), die mit Hilfe der codierten Eintrittskarte in der vom Besucher bevorzugten Sprache abgerufen und sogar für späteres Nachlesen online abgespeichert werden können. Wir waren tatsächlich fast fünf Stunden im Museum!

An eine weitere Stadtbesichtigung mit nochmals neuen Eindrücken war dann natürlich nicht mehr zu denken. Wir haben noch unsere Frischwassertanks neu gefüllt.

Danach besuchten wir das Hallenbad in Tartu mit seinem tollen Sportbecken (50m lang, 25m breit und im Alltagsbetrieb quer in fast 20 Bahnen unterteilt).

Nach einem kurzen Einkauf kehrten wir für die Nacht in die Nachbarschaft des Museums zurück.

Die quicklebendige Universitätsstadt Tartu macht einen freundlichen und offenen Eindruck. Es gibt dank der Studenten (etwa 20% der Bevölkerung) vielen junge Menschen auf den Straßen, an den Flussufern und auf dem Rathausplatz. Überall sind Restaurants und Straßencafés. Aber neben den allfälligen Souvenir-Shops für Touristen gibt es jeden Menge „ganz normale“ Geschäfte.

Zu den wichtigen Sehenswürdigkeiten gehört der alte Dom, dessen Kirchenschiff aus der Zeit der Reformation im 16. Jahrhundert weitgehend ungenutzt als Ruine übrig blieb. Lediglich der Chor diente zunächst als Universitätsbibliothek, heute als Museum.

Die Geschichte der Johanniskirche reichen bis in 14. Jahrhundert zurück, doch wurde der Backsteingotik-Bau immer wieder Opfer von Feuer und Krieg, zuletzt im 2. Weltkrieg. Der Wiederaufbau begann erst 1989, die Einweihung erfolgte 2005. Doch trotz der vielen sichtbaren Narben ist das eine beeindruckende Kirche.

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